16.03.2006

Polizeioldtimer aus Marburg sind wieder im Fernsehen zu sehen

Banner der ARD zur Dokuserie "Die großen Kriminalfälle"
Bildquelle: DasErste.de
Wanschild Filmaufnahmen

 

Im Rahmen der Reihe "Die großen Kriminalfälle" zeigt das ARD am Montag, 20. März 2006, ab 21.00 Uhr, einen 45minütigen Dokumentationsfilm des SWR mit dem Titel: Bernhard Kimmel - der "Al Capone" aus der Pfalz. Zu dessen Gelingen trugen auch zwei historische Oldtimer aus dem Marburger Polizeioldtimermuseum bei.

Hinweis auf Filmaufnahmen am StreifenwagenBernhard Richard Kimmel, Jahrgang 1936, selbst ernannter Räuberhauptmann aus der einer kleinen Ortschaft bei Neustadt an der Weinstraße, prägte über Jahre hinweg mit seiner Jugendbande das kriminelle Geschehen im Rheinhessischen. Er nannte sich Al Capone von der Pfalz und wurde mit dem Schinderhannes verglichen. Beim Spielen im Wald fanden er und seine Freunde jede Menge Gewehre und Munition, die Wehrmachtssoldaten am Ende des Krieges zurückgelassen hatten. Natürlich machen sie damit einige Schießübungen und spielten auch Räuber und Gendarm – halt die Jungenspiele von damals. 1957 musste dann der erste Tresor dran glauben.Anfahrt der Polizisten vor die Bank

Von Oktober 1957 bis zum Januar 1961 verübt die Bande fast 200 erfasste Straftaten, darunter gut 40 Panzerschrankdelikte. Die Beute war nach den heutigen Verhältnissen jedoch relativ gering, insgesamt erbeuten sie nicht einmal 150 000 Mark, für die damalige Zeit jedoch viel Geld. Die Tatorte lagen in Rheinhessen und der Pfalz.

Das komplette Aufnahme-Team bei der ArbeitIn der Silvesternacht des Jahres 1960 endet die Halbstarken- und Räuberzeit jäh. Bei einem Saufgelage im Wald erschießt ein betrunkenes Mitglied der Bande den Wirt einer Hütte. Alle werden daraufhin nacheinander verhaftet. Im anschließenden Prozess wird Bernhard Kimmel, den die Zeitungen schon den "Al Capone aus der Pfalz" nannten, zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. 1970 kommt Kimmel aufgrund einer Begnadigung frei, da er als resozialisiert galt, ein, wie sich später herausstellte, folgenschwerer Irrtum.

Kamerateam bei der Arbeit von der Straße ausDenn Kimmel kommt nicht weg von seinem kriminellen Adern. Nachdem er in den Siebziger Jahren als Stuntman, Waffenexperte und Darsteller in verschiedenen Filmen mitwirkte, versuchte er am 12. Dezember 1981 mit einem Komplizen in die Sparkasse im hessischen Bensheim einzubrechen. Sie wollten den Tresor ausräumen, wurden aber von einem Passanten beobachtet, der die Polizei verständigte.

Kamerateam bei der Arbeit auf dem Hof der SparkasseKimmel hatte wie immer eine Pistole dabei und einen Sprengsatz, zum Aufsprengen des Tresors. Mit diesem Sprengsatz und der Pistole versuchte er die angerückten Polizisten zu vertreiben. Dabei wurde der 26jährige Polizist Achim B. am ganzen Körper von Splittern getroffen und ist seitdem querschnittsgelähmt. Sein 31jähriger Kollege Hubert R. traf eine Kugel in den Kopf, an der er später stirbt. Kimmel, selbst getroffen, konnte jedoch festgenommen werden und bekam in der späteren Gerichtsverhandlung lebenslänglich. Er verbüßte seine Strafe im Hochsicherheitstrakt der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt. Ende der 80er Jahre entdeckte er seine besondere Affinität zur Kunst und wurde Bildhauer. Im Dezember 2003 kommt er frei. Insgesamt hat er also 31 Jahre hinter Gittern verbracht.

absuchender Polizist vor dem StreifenwagenDanach fanden viele große Ausstellungen mit Kimmels Werken statt, außerdem wurde Kimmels Leben verfilmt - Rainer Werner Fassbinder spielte u. a. die Hauptrolle.
Er wurde in vielen Dokumentationen und Filmen als Held „verkauft“, diese Mythos sollte mit dieser Dokumentation ein wenig korrigiert werden, denn immerhin hat er ein Menschleben ausgelöscht und andere für ewig gezeichnet, von den Angehörigen ganz zu schweigen.

erschossener Polizist vor dem StreifenwagenDaher waren die Polizisten des Polizei-Motorsport-Club Marburg natürlich gerne bereit, das Filmteam des SWR mit seinen Polizeioldtimern zu unterstützen, als eine entsprechende Anfrage im Februar 2005 an sie gestellt wurde.

Am Originaltatort in Bensheim wurde am 1. März 2005 mit Beginn der Dunkelheit zu drehen begonnen. Bei fast zweistelligen Minusgraden war dies kein leichtes Unterfangen aber auf die beiden Oldtimer aus dem 1. Deutschen Polizeioldtimer Museum Marburg, beides Opel Rekord D als Limousine und Caravan, Baujahr 1974, war Verlass.

Gradanzeige auf der Sparkassenuhr zur DrehzeitAls zum Morgengrauen hin die Dreharbeiten im Kasten waren ging es noch ans Verladen der Fahrzeuge. Danach begaben sich Henner Menche, Norbert Franz und Eberhard Dersch mit den Oldies wieder auf den Heimweg in Richtung Marburg. Alle drei freuten sich darüber, dass einmal mehr die liebevoll gepflegten Polizeioldtimer aus Marburg Teil eines Stücks Kulturgeschichte geworden waren.

Erstmals im Jahr 2006  können die über 50 Polizeifahrzeuge wieder am 23. April besichtigt werden, dann ist nämlich das 1. Deutsche Polizeioldtimermuseum wieder geöffnet, mit einigen Neuzugängen. Es befindet sich in Marburg, an der Kreisstraße in Richtung Cyriaxweimar.

Text und Bilder: Eberhard Dersch
Bildbeschreibung bei Mauskontakt


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