Von Oktober 1957 bis zum Januar 1961 verübt die Bande fast 200 erfasste Straftaten, darunter gut 40 Panzerschrankdelikte. Die Beute war nach den heutigen Verhältnissen jedoch relativ gering, insgesamt erbeuten sie nicht einmal 150 000 Mark, für die damalige Zeit jedoch viel Geld. Die Tatorte lagen in Rheinhessen und der Pfalz. In der Silvesternacht des Jahres 1960 endet die Halbstarken- und Räuberzeit jäh. Bei einem Saufgelage im Wald erschießt ein betrunkenes Mitglied der Bande den Wirt einer Hütte. Alle werden daraufhin nacheinander verhaftet. Im anschließenden Prozess wird Bernhard Kimmel, den die Zeitungen schon den "Al Capone aus der Pfalz" nannten, zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. 1970 kommt Kimmel aufgrund einer Begnadigung frei, da er als resozialisiert galt, ein, wie sich später herausstellte, folgenschwerer Irrtum. Denn Kimmel kommt nicht weg von seinem kriminellen Adern. Nachdem er in den Siebziger Jahren als Stuntman, Waffenexperte und Darsteller in verschiedenen Filmen mitwirkte, versuchte er am 12. Dezember 1981 mit einem Komplizen in die Sparkasse im hessischen Bensheim einzubrechen. Sie wollten den Tresor ausräumen, wurden aber von einem Passanten beobachtet, der die Polizei verständigte. Kimmel hatte wie immer eine Pistole dabei und einen Sprengsatz, zum Aufsprengen des Tresors. Mit diesem Sprengsatz und der Pistole versuchte er die angerückten Polizisten zu vertreiben. Dabei wurde der 26jährige Polizist Achim B. am ganzen Körper von Splittern getroffen und ist seitdem querschnittsgelähmt. Sein 31jähriger Kollege Hubert R. traf eine Kugel in den Kopf, an der er später stirbt. Kimmel, selbst getroffen, konnte jedoch festgenommen werden und bekam in der späteren Gerichtsverhandlung lebenslänglich. Er verbüßte seine Strafe im Hochsicherheitstrakt der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt. Ende der 80er Jahre entdeckte er seine besondere Affinität zur Kunst und wurde Bildhauer. Im Dezember 2003 kommt er frei. Insgesamt hat er also 31 Jahre hinter Gittern verbracht.
Am Originaltatort in Bensheim wurde am 1. März 2005 mit Beginn der Dunkelheit zu drehen begonnen. Bei fast zweistelligen Minusgraden war dies kein leichtes Unterfangen aber auf die beiden Oldtimer aus dem 1. Deutschen Polizeioldtimer Museum Marburg, beides Opel Rekord D als Limousine und Caravan, Baujahr 1974, war Verlass. Als zum Morgengrauen hin die Dreharbeiten im Kasten waren ging es noch ans Verladen der Fahrzeuge. Danach begaben sich Henner Menche, Norbert Franz und Eberhard Dersch mit den Oldies wieder auf den Heimweg in Richtung Marburg. Alle drei freuten sich darüber, dass einmal mehr die liebevoll gepflegten Polizeioldtimer aus Marburg Teil eines Stücks Kulturgeschichte geworden waren. Erstmals im Jahr 2006 können die über 50 Polizeifahrzeuge wieder am 23. April besichtigt werden, dann ist nämlich das 1. Deutsche Polizeioldtimermuseum wieder geöffnet, mit einigen Neuzugängen. Es befindet sich in Marburg, an der Kreisstraße in Richtung Cyriaxweimar. Text und Bilder: Eberhard Dersch |
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