Polizeioldtimer
aus Marburg sind wieder im Fernsehen zu sehen
![Banner der ARD zur Dokuserie "Die großen Kriminalfälle"](images/ARD_Kriminalfaelle-Banner.jpg)
Bildquelle: DasErste.de![Wanschild Filmaufnahmen](images/Filmaufnahmen-Kimmel/VZ_Filmaufnahmen_300x294.jpg)
Im Rahmen der Reihe "Die
großen Kriminalfälle" zeigt das ARD am Montag, 20. März
2006, ab 21.00 Uhr, einen 45minütigen Dokumentationsfilm des SWR mit
dem Titel: Bernhard Kimmel -
der "Al Capone" aus der Pfalz. Zu dessen Gelingen trugen
auch zwei historische Oldtimer
aus dem Marburger Polizeioldtimermuseum bei.
Bernhard
Richard Kimmel, Jahrgang 1936, selbst ernannter Räuberhauptmann aus
der einer kleinen Ortschaft bei Neustadt an der Weinstraße, prägte
über Jahre hinweg mit seiner Jugendbande das kriminelle Geschehen im
Rheinhessischen. Er nannte sich Al Capone von der Pfalz und wurde mit
dem Schinderhannes verglichen. Beim Spielen im Wald fanden er und
seine Freunde jede Menge Gewehre und Munition, die Wehrmachtssoldaten
am Ende des Krieges zurückgelassen hatten. Natürlich machen sie
damit einige Schießübungen und spielten auch Räuber und Gendarm –
halt die Jungenspiele von damals. 1957 musste dann der erste Tresor
dran glauben.![Anfahrt der Polizisten vor die Bank](images/Filmaufnahmen-Kimmel/Polizisten_Opel-Bank_300x233.jpg)
Von Oktober 1957 bis zum Januar 1961 verübt die
Bande fast 200 erfasste Straftaten, darunter gut 40
Panzerschrankdelikte. Die Beute war nach den heutigen Verhältnissen
jedoch relativ gering, insgesamt erbeuten sie nicht einmal 150 000
Mark, für die damalige Zeit jedoch viel Geld. Die Tatorte lagen in
Rheinhessen und der Pfalz.
In
der Silvesternacht des Jahres 1960 endet die Halbstarken- und Räuberzeit
jäh. Bei einem Saufgelage im Wald erschießt ein betrunkenes Mitglied
der Bande den Wirt einer Hütte. Alle werden daraufhin nacheinander
verhaftet. Im anschließenden Prozess wird Bernhard Kimmel, den die
Zeitungen schon den "Al Capone aus der Pfalz" nannten, zu 14
Jahren Gefängnis verurteilt. 1970 kommt Kimmel aufgrund einer
Begnadigung frei, da er als resozialisiert galt, ein, wie sich später
herausstellte, folgenschwerer Irrtum.
Denn
Kimmel kommt nicht weg von seinem kriminellen Adern. Nachdem er in den
Siebziger Jahren als Stuntman, Waffenexperte und Darsteller in
verschiedenen Filmen mitwirkte, versuchte er am 12. Dezember 1981 mit
einem Komplizen in die Sparkasse im hessischen Bensheim einzubrechen.
Sie wollten den Tresor ausräumen, wurden aber von einem Passanten
beobachtet, der die Polizei verständigte.
Kimmel
hatte wie immer eine Pistole dabei und einen Sprengsatz, zum
Aufsprengen des Tresors. Mit diesem Sprengsatz und der Pistole
versuchte er die angerückten Polizisten zu vertreiben. Dabei wurde
der 26jährige Polizist Achim B. am ganzen Körper von Splittern
getroffen und ist seitdem querschnittsgelähmt. Sein 31jähriger
Kollege Hubert R. traf eine Kugel in den Kopf, an der er später
stirbt. Kimmel, selbst getroffen, konnte jedoch festgenommen werden
und bekam in der späteren Gerichtsverhandlung lebenslänglich. Er
verbüßte seine Strafe im Hochsicherheitstrakt der
Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt. Ende der 80er Jahre entdeckte er
seine besondere Affinität zur Kunst und wurde Bildhauer. Im Dezember
2003 kommt er frei. Insgesamt hat er also 31 Jahre hinter Gittern
verbracht.
Danach
fanden viele große Ausstellungen mit Kimmels Werken statt, außerdem
wurde Kimmels Leben verfilmt - Rainer Werner Fassbinder spielte u. a.
die Hauptrolle.
Er wurde in vielen Dokumentationen und Filmen als Held „verkauft“,
diese Mythos sollte mit dieser Dokumentation ein wenig korrigiert
werden, denn immerhin hat er ein Menschleben ausgelöscht und andere für
ewig gezeichnet, von den Angehörigen ganz zu schweigen.
Daher
waren die Polizisten des Polizei-Motorsport-Club Marburg natürlich
gerne bereit, das Filmteam des SWR mit seinen Polizeioldtimern zu
unterstützen, als eine entsprechende Anfrage im Februar 2005 an sie
gestellt wurde.
Am Originaltatort in Bensheim wurde am 1. März
2005 mit Beginn der Dunkelheit zu drehen begonnen. Bei fast
zweistelligen Minusgraden war dies kein leichtes Unterfangen aber auf
die beiden Oldtimer aus dem 1. Deutschen Polizeioldtimer Museum
Marburg, beides Opel Rekord D als Limousine und Caravan, Baujahr 1974,
war Verlass.
Als
zum Morgengrauen hin die Dreharbeiten im Kasten waren ging es noch ans
Verladen der Fahrzeuge. Danach begaben sich Henner Menche, Norbert
Franz und Eberhard Dersch mit den Oldies wieder auf den Heimweg in
Richtung Marburg. Alle drei freuten sich darüber, dass einmal mehr
die liebevoll gepflegten Polizeioldtimer aus Marburg Teil eines Stücks
Kulturgeschichte geworden waren.
Erstmals im Jahr 2006 können die über 50
Polizeifahrzeuge wieder am 23. April besichtigt werden, dann ist nämlich
das 1. Deutsche Polizeioldtimermuseum wieder geöffnet, mit einigen
Neuzugängen. Es befindet sich in Marburg, an der Kreisstraße in
Richtung Cyriaxweimar.
Text und Bilder: Eberhard Dersch
Bildbeschreibung bei Mauskontakt
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