Ein Bericht aus  "Der Auto-Anzeiger" vom 07. März 2001  (Ausgabe 6/2001) von  Norbert Böwing

 

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Der Nachwelt bleibt nichts. „Das war die Idee für unser Polizeiauto-Museum", erinnert sich Henner Menche, Vorsitzender des Marburger Polizei-Motorsport-Clubs (PMC). So griff Menche denn auch 1991 spontan zu, als dem Verein ein alter Opel Rekord P 1 (Baujahr 1958) angeboten wurde. Über 500 Stunden investierten er und seine Kollegen in das alte Auto und bauten es in mühevoller Kleinarbeit zum Polizei-Oldie um. Das war die Geburtsstunde des Marburg Polizeiauto-Museums.

Heute gehören nicht nur der alte Opel Rekord P 1, sondern auch eine BMW Isetta, ein 1300er Käfer und ein BMW 2000 zu den sehenswerten Highlights. Neben 15 fahrtüchtigen Oldtimern und zwölf ausrangierten, Streifenwagen umfasst die Sammlung aber auch historische Lastwagen und Sonder-Kraftfahrzeuge. Für die meisten Autos gilt: sie wurden als hoffnungsloser Schrott angeliefert, dann von den Polizeibeamten - liebevoll restauriert: Das verlangt nicht nur eine Menge, Zeit, sondern vor allem handwerkliches Geschick und akribische Spurensuche. 

Denn der Teufel steckt im Detail - zum perfekt restaurierten Polizeiwagen . gehört schließlich Original Zubehör.

Also historisches Blaulicht, ein quäkendes Martinshorn und natürlich die, damals übliche Lackierung in tannengrün. Aus vielen von uns wurden im Laufe der Zeit regelrechte Experten: Schlosser, Blechner und Lackierer" erzählt  Henner Menche. 

Menche spricht aus echter Überzeugung: "Ich bin seit 29 Jahren im Dienst. Aber die Tatsache, dass im Normalfall von einem Streifenwagen nichts übrig bleibt, hat mich immer gefuchst".

Besonders scharmant ist übrigens eine BMW-Isetta 250 aus dem Jahr 1961. Sie war damals das kostengünstigste Fortbewegungsmittel im Ermittlungsdienst - gleich hinterm Fahrrad. Die Isetta wurde hauptsächlich auf dem Land eingesetzt. "Jetzt konnten die Beamten zur Vernehmung endlich eine Schreibmaschine mitnehmen", witzelt Henner Menche.

Zentralrohrahmen mit aufgeschraubter Karosserie, Drehstabfederung, simple Technik ("Luft gefriert nicht...") und spartanische Ausstattung sind die Eckdaten des 1300er VW-Käfer, Baujahr 1967. Damals sicherlich der weitverbreiteste Dienstwagen. Doch diese automobiielen "Sparbüchsen" (keine Standheizung, kein Gebläse (Fenster waren immer beschlagen) und keine heizbare Heckscheibe) hatten auch viele Nachteile, an die sich Jürgen Diehl, 2. Vorsitzender des PMC, noch gut erinnern kann: "Wenn Sie damals einen Tatverdächtigen abtransportieren mussten, war es richtig Arbeit, ihn in den Fond des Wagens zu bekommen, wenn der nicht wollte..."

Neue Hoffnung nahte übrigens noch im gleichen . Jahr aus Bayern. Denn der BMW 2000 eröffnete den Beamten dank kräftiger 100-PS-Motorisierung (Vmax: 168 km/h) neue Einsatzmöglichkeiten. Vielen . Streifenpolizisten machte die Verbrecher-Jagd jetzt auf einmal richtig Spaß. Kein Wunder, dass zu dieser Zeit die Beamten in Hessen neidisch in Richtung Süden blickten. „Wir hatten damals noch einen 55 PS starken Opel Kadett B, der gerade mal 130 km/h brachte", erinnert sich PMC-Vize Jürgen Diehl. 20 aktive Schrauber - alles Polizeibeamte - hat der Verein heute. Immer, wenn ein Oldie in der Mache ist, laufen die Stunden nur so davon.

In der gemütlichen Werkstatt, am Rande Marburgs steht diesmal ein alter Opel Kapitän.

Jürgen Ludwig ist seit Wochen mit dem Wrack beschäftigt. Und kann noch immer kein Ende der Arbeiten ausmachen: „Aber das ist auch das Besondre an diesem Hobby - man wird praktisch nie fertig".

Ein Blick in die benachbarte Lagerhalle genügt - dort stapeln sich rund 30 alte Karossen. Die warten noch auf ihre Restaurierung.

Doch der Club sieht seine Sammlung .nicht verbissen ernst. Das beweisen Fiat 500 und Citroen 2 CV, die zu Polizeiautos umgebaut wurden. „Unser Beruf ist oftmals sehr ernst und auch traurig. Mit diesen Autos wollen wir zeigen, dass wir auch über uns selbst lachen können", meint Vorsitzender Henner Menche. Natürlich sucht der PMC Marburg ständig nach neuen Fährzeugen. So träumt Menche vom legendären BMW 502 V8 und vom Porsche 356. Zunächst aber muss ein Museums-Neubau her, damit die Autos endlich ein richtiges Dach über den Kopf haben.

© Norbert Böwing

Anmerkung:

Natürlich befanden sich noch etliche Bilder von und über die Oldies des PMC dabei, die jedoch hier nicht veröffentlicht wurden.

 
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